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Bild- bzw. Filmgestaltung

        (Stand: 07.12.2017)

Bei der Bild- bzw. Filmgestaltung wird versucht den Zuschauer bei der Betrachtung des Films zu stimulieren.
Unter Einbeziehung gestalterischer Elemente wird eine spezielle Bildwirkung erzielt. Typische Gestaltungsmittel sind u.a. Kostüme, Schminke, Ausstattung, Orte bzw. Schauplätze, Lichtstimmung und Geräusche. Durch die fortschreitende Technik sind auch immer mal wieder neue Möglichkeiten gegeben. Beispiele sind 3D-Filme und 360 Grad Videos.

Diese Elemente sind:
A) Reizwechsel
B) Bildausschnittgestaltung
C) Raumgestaltung
D) Informationsvermittlung
E) Eingliederung

A) R e i z w e c h s e l
Zwar werden alle Informationen aus der Umwelt zu über 80 % durch die Augen aufgenommen, doch erst wenn diese Informationen ins Bewusstsein eindringen können, erzielen sie ihre Wirkung. Die Bildinformation muss ständig neue optische Reize liefern, damit andere Sinneseinwirkungen nicht die Oberhand gewinnen, wie das z. B. beim Frühstücksfernsehen der Fall ist. Die Informationen sind kurzgehalten. Die Bilder müssen eine eindeutige Sprache sprechen. Der Kampf um die Zuschauergunst kennt kaum noch Grenzen. Bilder werden wahrgenommen, erreichen aber nur noch selten das Bewusstsein.
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B) B i l d a u s s c h n i t t
Das Fernsehbildschirm-Format von 4 : 3 gibt gewissermaßen den Bildausschnitt vor. Die fünffache Bilddiagonale ergibt den günstigsten Betrachterabstand. Die ablaufende Handlung lässt sich sehr konzentriert auf dem Bildschirm darstellen. Dialoge werden nicht durch ablenkende Details negativ beeinflusst. Anders verhält es sich beim 16:9 HD-Format. Das Gesichtsfeld des Zuschauers ist größer. Der Betrachter verändert seinen Ausschnitt auf der Bildebene ständig.

Gleichgewicht
Im Bild bestehen zwischen den abgebildeten Elementen Spannungs- und Gleichgewichtsbeziehungen. Man spricht auch vom optischen Gleichgewicht. Der Abstand vom Bildrand ist entscheidend für die Ausgewogenheit. Daraus ergeben sich Schlussfolgerungen.
  • Das wichtigste Bildelement muss zuerst ins Auge fallen.
  • Es muss so angeordnet sein, dass es mit anderen Bildelementen ein Gleichgewicht bildet.
  • Rechteck ideale Seitenverhältnis 1 : 1,6
  • bildlichen Darstellungen des Altertums, (Goldener Schnitt) . Die im Verhältnis 2 : 3 aufgeteilten Proportionen wirken ausgeglichen.
Die Zahlentafel
Neun gedachte gleichmäßige Rechtecke im Sucher der Kamera, sind ein gutes Hilfsmittel Objekte auf der Bildebene anzuordnen. Die Kreuzpunkte dieses gedachten Gitters ergeben eine bevorzugte Platzierung der Bildelemente. Der Horizontalen in der Bildmitte kommt dabei die geringste Bedeutung zu. Der Kameramann sollte sich zwischen Himmel und Erde entscheiden.

Gewichtung
Die europäische Leserichtung wird vom Buch auch auf das Bild adaptiert. Der linke Bildteil kommt vor dem rechten (insbesondere links oben).
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C) R a u m g e s t a l t u n g
Prinzipiell gibt es im Bild: Vordergrund, Mittelgrund und Hintergrund. Handlungstragende Ereignisse spielen sich in der Bildmitte ab. Vorder -und Hintergrund helfen bei der Orientierung, und vermitteln Perspektive. Durch eine Schärfeverlagerung (Schärfentiefe) wird die Aufmerksamkeit des Zuschauers auf eine andere Bildebene gelenkt. Diagonale Verläufe bzw. Linien schaffen einen rämlichen Eindruck. Das können Bürgersteigkanten, Häuserzeilen usw. sein.

Eye-Catcher
ungewöhnlich, farbig abstechendes Objekt, zieht den Blick des Zuschauers an. Beispiel: Peter Greenaway: Verschwörung der Frauen. Die Ziffern 1-100 in den Filmkulissen versteckt. Der Zuschauer wird extrem abgelenkt.

Heißer Hintergrund
Der Hintergrund wird heller ausgeleuchtet als erforderlich. Bildwichtige Details treten in den "Vordergrund ".

Orientierung im Raum
Jeder Körper im Raum besitzt einen perspektivischen Fluchtpunkt. Wenn sich dieser nicht mit der Kameraachse deckt, wird seine räumliche Ausdehnung bewusst. Blaues Streulicht vermittelt Weite ( Weil wir diese visuelle Lebenserfahrung besitzen. Entfernte Landschaften sind oft in einer Dunstglocke verhüllt ).

Perspektive
Die dramaturgische Wirkung von Gegenständen und Personen hängt im Wesentlichen von der Kameraperspektive ab. Schräge Perspektiven (Froschperspektive, Vogelperspektive) vermitteln Dynamik, Dramatik.

Augenlinie
Unter Augenlinien versteht man eine gedachte Linie zwischen den Augen des Schauspielers und dem Gegenstand auf dem er blickt. Die Blickrichtung des Schauspielers verlangt nahezu ein Zielobjekt, was dem Zuschauer nicht verborgen bleiben darf. Der Kameramann gibt der Blickrichtung Luft (Deshalb Person nicht an den Bildrand postieren). Bei weiterführenden Handlungen müssen die Folgeszenen der Augenlinie des Vorgängerbildes angepasst sein.

Bewegung
Filmaufnahmen ohne eine bewegte Kameraführung sind nahezu undenkbar. Der Kameramann verfolgt einen Handlungsablauf. Im Bildausschnitt muss etwas mehr Platz eingeräumt werden, in dessen Richtung sich die Handlung fortsetzt (besonders bei Dokumentar -und Sportaufnahmen wichtig).
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D) I n f o r m a t i o n s v e r m i t t l u n g
Die einzelnen Takes einer Aufnahme müssen so erstellt werden, dass sie in das Gesamtprodukt (Film, Szene) hineinpassen. Ist noch nicht 100 % ig klar wie ... dann verschiedene Takes anbieten! Der Film erhält eine äußere Hülle. Der Zuschauer wird in die Handlung/Ort eingeführt.

Geografisches Umfeld
Wo spielt die Szene ? In welchem Raum, Haus, Zimmer,...

Soziales Umfeld
Was für Personen sollen aufgenommen werden ( reich, arm,...Umfeld entsprechend beachten )

Räumliches Umfeld
Beachtet werden sollte folgendes: Umgebung, Hintergrund, Atmosphäre, Größenverhältnisse.
Wenn nicht vorher das Umfeld gezeigt wird, wirken Detailaufnahmen leicht unverständlich.
Sogenannte tote Bereiche vermeiden. Das sind Bereiche, die keinerlei Aussage haben, aber einen Großteil der Scene ausmachen.

Charakterisierung
Wesenszüge der Schauspieler darstellen. Gegenstände in Form und Funktion deutlich exponieren. Das eine Person einen schweren Koffer trägt, kann man dadurch darstellen, dass man die Trageseite wechseln lässt. Geschieht dies in einer Detailaufnahme, wird dem Koffer mit seinem unbekannten Inhalt ein besonderes Gewicht verliehen.

Zeit
Tages und Jahreszeit genau exponieren. Uhr im Hintergrund. Sonnenuntergang. Autoscheinwerfer. Es ist aber auch technisch mit der geschlossenen Blende (Amerikanische Nacht) möglich.

Stimmung
Atmosphäre vermitteln. Stille und Konzentration erzielt man durch starre Blicke. Unbewegte Objekte. Lange Einstellungen. Alle Expositionsfragen müssen im Film rechtzeitig beantwortet werden. Geschieht dies nicht, versucht der Zuschauer selbst hinter die Zusammenhänge zu kommen. Zu ausführlich gestaltete Expositionen (establishing shots) können aber den Zuschauer möglicherweise von wichtigen Bildkomponenten ablenken (Spiel mir das Lied vom Tod).
Wichtig:
  • Alle Aufnahmen müssen einen Handlungsrahmen erhalten.
  • Oftmals kann Kommentar und Musik den Handlungsrahmen ersetzen.
  • Vermeidung von gegenläufiger Informationsvermittlung (In eine Mittagsszene passen schlecht lange Schatten der Abendstimmung). Wichtige Aussagen, die dem Publikum mitgeteilt werden sollen, können auf verschiedenen Ebenen "wiederholt" werden. z.B. Hitze: Flimmern, Sonne, Schweißtropfen, Eis essen, Bekleidung,...
  • Die Farbstimmungen müssen passen. Das wird mit der sogenannten Farbkorrektur (Color Correction) angeglichen.
Mittelbare Einstellungen
Das ist eine gestalterische Form, bei der das Objekt oder die Schauspieler im Bild nicht zu sehen sind. Man erkennt diese an ihren Schatten oder den Bewegungen, die sie verursachen.
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E) E i n g l i e d e r u n g
Filmszenen, die später ineinander passen sollen, dürfen von Schnitt zu Schnitt keine unlogischen Veränderungen aufweisen. Das kann bei Drehpausen auftreten. Uhr hat sich weiterbewegt. Sonne steht anders. Zigarette ist weitergeraucht. Liegen mehrere Drehtage dazwischen, muss auf die gleiche Kleidung geachtet werden. Die Kulisse darf nicht verändert werden. Continuity-Spezialisten beobachten im Profifilm diese Vorgänge sehr genau.
Häufige Continuity-Fallen sind:
  • veränderte Positionen von Gegenständen
  • falsche Uhrzeiten
  • springende Wolken
  • springender Ton (besonders häufig auftretendes störendes Element beim Videofilmamateuren)
  • Helligkeitsschwankungen
Wichtig:
Konfuse Einstellungen müssen vermieden werden. Der Zuschauer muß den Blickrichtungen des Schauspielers folgen können. Schuss /Gegenschuss - Regeln beachten ( Darsteller stehen sich gegenüber ). Der Gegenschuss muss in der Bildhälfte auftauchen, in die sein Gegenüber blickt. Ein Auto, was links aus dem Bild fährt, kann in der nächsten Einstellung nicht plötzlich von der anderen Seite kommen!

Achsensprung
Zwischen den zwei bildwichtigsten Elementen besteht im Film eine Handlungsachse. Diese Achse wird durch die Kamerablickrichtung durchbrochen. Steht die Kamera auf der anderen Seite ( Achsensprung ) der Achse, wird die abgewendete Seite des Schauspielers plötzlich sichtbar. Links und rechts ist vertauscht. Ein beabsichtigter Achsensprung ist nur dann stilistisch vertretbar, wenn die laufende Kamera um das Objekt auf die andere Seite bewegt wird. Der Zuschauer kann sich somit neu orientieren.

Einstellungsrhythmus
Die klassische Szenenfolge: Totale - Halbtotale - Nahaufnahme. Diese Reihenfolge leitet vom Allgemeinen zum Besonderen. Der Zuschauer wird in die Handlung eingeführt. Diese Regel findet in Dokumentationen und Berichten häufig Anwendung. Der Informationsgehalt ist wichtigstes Element und muss kurz und prägnant übermittelt werden. Beim Spielfilm kann diese Abfolge durchbrochen werden.

Wichtig:
Jeder Take hat zwei Schlüsselpositionen (Key-Position). Anfang und Ende. Dazwischen liegen verschiedenste Kameraveränderungen (Zoom, Schwenk, Fahrt,...). Da nicht bei jedem Take eindeutig klar ist, wie die Einstellung im Film später eingebunden wird, lässt man die Keyposition länger "stehen". Das bringt auch Vorteile für das spätere Editieren. Beim elektronischen Videoschnitt darf in der Hochlaufphase (Preroll) kein Assemble-Schnitt liegen. Das führt sonst zu Gleichlaufschwankungen. Zudem setzen Camcorder beim Assemble-Anschnitt das Videoband immer automatisch um einige Sekunden zurück, bevor das neue Bild angeschnitten wird.


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