Interviewmikrofone        (Stand: 13.11.2006)Grundsätzliches Das wichtigste Utensil des Reporters ist ein Mikrofon für Interviews. Grundsätzlich kann man zwischen zwei verschiedenen Ansätzen unterscheiden. Das "klassische" Reportermikrofon hat Kugelcharakteristik, nimmt also Schall von allen Seiten auf. Heute gebräuchlicher sind Mikrofone mit Richtcharakteristik Niere bzw. Super- oder Hyperniere; die Schall von vorne lauter aufnehmen als Umgebungsgeräusche. Das Kugelmikrofon
Mikrofone mit Nierencharakteristik
Mikrofone mit Super- bzw. Hypernierencharakteristik
Dynamisch oder Kondensator? Kondensatormikros sagt man eine präzisere, höhenreichere Wiedergabe nach. Außerdem haben Kondensatormikros meist einen höheren Ausgangspegel ("Empfindlichkeit") als dynamische Mikrofone. Ein Nachteil des Kondensatormikros ist, dass es eine Stromquelle benötigt. Die meisten Kondensatormikrofone werden mit Phantomspeisung betrieben, d.h. sie erhalten ihren Strom vom Mikrofonvorverstärker. Leider verfügen längst nicht alle portablen Aufnahmegeräte über eine Phantomspannung. Einige Mikrofone lassen sich aber auch mit Batterie betreiben. Die weitaus meisten Mikrofone, die für Interviewzwecke entwickelt wurden, sind dynamische Mikrofone. Das hat viele Gründe. Dynamische Mikrofone sind sehr robust und anders als viele Kondensatormikrofone unempfindlich gegen Feuchtigkeit. Außerdem benötigen dynamische Mikrofone keine Stromzufuhr. Im praktischen Einsatz sind Robustheit und unproblematisches Handling viel wichtiger als besonders feinzeichnender Sound, der für Interviewzwecke ohnehin kaum ins Gewicht fällt. Zudem klingen viele dynamische Mikrofone wirklich ausgezeichnet. Greifen Sie also am besten zu einem bewährten dynamischen Mikrofon. Ein Kondensatormikrofon sollten Sie für Interviews nur in Erwägung ziehen, wenn Sie über ein Aufnahmegerät verfügen, das über sehr einfache, rauschige Mikrofonvorstufen verfügt. Der höhere Pegel eines Kondensatomikrofon sorgt hier für einen besseren Rauschabstand. Durch moderne Magnetmaterialien liefern einige dynamische Mikrofone aber inzwischen Pegel, die fast an Kondensatormikrofone heranreichen. Dynamisches Mikrofon Das Dynamische Mikrofon ist ein elektroakustischer Wandler (Sensor), der Schallereignisse als Schalldruckimpulse in äquivalente elektrische Spannungsimpulse wandelt, und dabei nach dem Prinzip der elektromagnetischen Induktion arbeitet. Dazu gehören die beiden Typen Tauchspulenmikrofon und Bändchenmikrofon. Technisch betrachtet führt hier die Membranbewegung zum Signal, nicht die momentane Auslenkung, daher bezeichnet man es auch als Geschwindigkeitsempfänger. Der Haupteinsatzbereich von Dynamischen Mikrofonen ist der Live-Bereich. Im Studio werden eher Kondensatormikrofone verwendet. Kondensatormikrofon Das Kondensatormikrofon (auch Kondenser) ist ein elektroakustischer Wandler, der Schalldruckimpulse in entsprechende elektrische Spannungsimpulse wandelt, und dabei nach dem physikalischen Prinzip des Kondensators arbeitet. Da hier die Membranauslenkung und nicht die Membrangeschwindigkeit zum Signal führt, ist das Kondensatormikrofon technisch betrachtet ein Elongationsempfänger. Kondensatormikrofone kommen in den verschiedensten Erscheinungsformen vor, da mit diesem Begriff nur das Wandlerprinzip bezeichnet wird. Der Begriff hat sich aber im Umgang als Mikrofon-Klasse etabliert, da klangliche Eigenschaften mit dem Prinzip der Wandlung eng verknüpft sind. Bereits 1928 von Georg Neumann erfunden, ist es bis heute ein Standard in Tonstudios in aller Welt. Wissenswertes über technische Daten Schenken Sie den Angaben zum Frequenzgang nicht allzu große Beachtung; Sprache ist nicht besonders breitbandig. Viel wichtiger ist der subjektive Klangeindruck. Achten Sie auf den Wert Empfindlichkeit (engl. sensitivity). Ein leises dynamisches Mikrofon hat um die 1 mV/Pa, ein lautes dynamisches über 2 mV/Pa. Kondensatormikrofone haben oft deutlich über 5 mV/Pa. Der subjektive Lautstärkezuwachs bei Werten über 5 mV/Pa ist nicht mehr so stark wie die Zahlen suggerieren. Bei der alternativen Darstellungsweise in Dezibel. gilt ebenfalls: Je größer der Wert, desto lauter das Mikrofon. Aber Achtung, negative Zahlen: –45 dB ist lauter als –55 dB! Kondensatormikrofone unterscheiden sich stark im Rauschverhalten, was aber in der Praxis nur in ruhigen Umgebungen auffällt. Das Rauschverhalten wird meist mit dem Wert für das Eigenrauschen (engl. self-noise) dokumentiert. Je kleiner der Wert desto geringer das Rauschen. Dynamische Mikrofone unterscheiden sich nur wenig untereinander in ihrem Rauschverhalten. Meist wird hier gar kein Eigenrauschen angegeben. Bei dynamischen Mikrofonen ist die Qualität des Mikrofonvorverstärkers entscheidend für das Rauschverhalten. Der Grenzschalldruckpegel wird fast nur bei Kondensatormikrofonen angegeben; dynamische Mikros sind in dieser Hinsicht ohnehin unproblematisch. Der Grenzschalldruckpegel (engl. maximum spl) sagt aus, ab welcher Lautstärke das Mikrofon anfängt zu verzerren. Für Interviewzwecke ist dieser Wert im Allgemeinen unerheblich. Nur wenige Menschen schreien so laut, dass das Mikrofon verzerrt. Das Datenblatt des Beyerdynamic MCE 58 Reportermikrofon |